Ein volle Woche und vor allem ein ereignisreiches Wochenende liegen hinter uns!
Die Proteste gegen die IAA waren vielfältig, kreativ und immer wieder gab es den Versuche, trotz Totalüberwachung der Polizei, die die IAA und die ganze Innenstadt zur Hochsicherheitszone gemacht hat, selbstbestimmte Aktionen durchzuführen.
So auch unser Aktionsbündnis: Am Samstag den 9. September machten sich viele Aktivist:innen auf den Weg um unangekündigt vor dem Prestige-Objekt Mercedes-Tower mitten in der Münchener Innenstadt zu blockieren und auf die schmutzigen Geschäfte des Konzerns hinzuweisen. Einer der Smash-IAA-Finger kam gleichzeitig mit einer große Menge an Polizeikräften am Ort an, kämpferisch konnten sie sich den Weg zum Platz vor dem Tower nehmen. Die Bullen wirkten überrumpelt und chaotisch, und versuchten durch massive Gewalt u.a. Schlagstockschläge gegen die Köpfe, die Leute aufzuhalten. Einige Leute wurden gekesselt und bis zum Nachmittag festgehalten, aber die meisten ließen sich nicht stoppen und kamen bis vor den Turm. Dort kletterten einige Menschen in die Bäume und hängten ein riesiges Banner mit Mercedes-Stern und der Aufschrift: “Ob mit Klimakrise oder Krieg – für uns zählt nur der Profit!” auf, das den Eingang versperrte.
Gut gelaunt wurden durch Parolen, Reden und Protestsongs gegen die IAA der Platz in eine spontane Kundgebungungsfläche verwandelt. Wenige Minuten später traf völlig überraschend für die Polizei per Tram der zweite Finger von Smash-IAA als Verstärkung ein. Was von den Bullen als Kessel angelegt wurde, konnte durch Entschlossenheit und gute Stimmung in eine Kundgebung mit eigenem Ausdruck und Inhalten gemacht werden.
Die mittlerweile angemeldete Demo von @smashiaa vor dem #Mercedes-tower bekommt Verstärkung ✊#blockIAA #SmasIAA pic.twitter.com/5uMl7efC32
— FaggotsForFuture ✊🌈✊ (@RealTadzioM) September 9, 2023
Massenweise wurde der Platz mit Konfetti mit der Aufschrift “Klimakiller enteignen” und “Kriegstreiber enteignen” eingedeckt. Nach einiger Zeit stießen weitere solidarische Aktivist:innen hinzu: Darunter auch eine Solidaritätsdemonstration, die sich aus dem Camp auf den Weg macht hat. Am Ende beteiligten sich laut Presse bis zu 300 Menschen. Wortbeiträge durchs Megafon informierten, dass der Mercedes-Konzern nicht nur Milliarden-Profit mit dem Verkauf immer größerer und ressourcenintensiver Autos für den Individualverkehr macht, sondern auch im Rüstungsgeschäft dabei ist. Der Konzern baut Militärfahrzeuge und liefert sie unter anderem an die Türkei und Saudi Arabien, Regime die brutale Kriege gegen die Zivilbevölkerung führen. Auch in Flyern wurden die Passant:innen über die Aktion und die Hintergründe informiert. Leider verunmöglichte die Staatsmacht eine kollektives Ende der Aktion. Die Teilnehmer:innen konnten den Kessel nur in Kleingruppen verlassen, wobei es zu einer weiteren Festnahme kam.
Gleichzeitig versuchte eine andere Gruppe den Porsche-Stand in der Innenstadt zu stören, der mit seiner pompösen Aufmachung in Form eines riesigen Autos deutlich machte: egal wie grün sich die IAA versucht zu geben – im Kern geht es darum dreckige Luxuskarren anzupreisen, die sich kein normaler Mensch je leisten kann. Die Aktivist:innen wurden aber leider durch die große Bullenpräsenz sehr schnell entdeckt und an der Aktion gehindert. Das hat mal wieder gezeigt: die Selbstdarstellung der Autokonzerne wird beschützt wie ein Staatsbesuch und nichts soll an dem vermeintlich grünen Image kratzen dürfen. Aber wir lassen uns nicht einschüchtern und bleiben kreativ! Andere Aktionen konnten trotz der Überwachung auf der Messe gelingen, so eine Kletteraktion am Mercedes-Stand am Samstag und Buttersäure-Einsatz auf dem Open-Spaces.
Die Kundgebung vor dem Mercedes-Tower wurde um ca. 15 Uhr beendet und viele Aktivist:innen beteiligten sich im Anschluss noch an einer Soli-Spontandemonstration zur Aktion von No Future for IAA, die gleichzeitig symbolisch ein Haus besetzt hatten.
Dass viele Aktion gegen den Willen der Polizei, die wirklich jeden Zentimeter der Münchener Innenstadt überwacht hatten, durchgeführt werden konnte, werten wir als Erfolg! Auch dass wir es geschafft haben, viele neue Menschen, die sich spontan auf dem Aktionsplenum entschieden haben, sich Smash-IAA anzuschließen, mitzunehmen und sicher zur Aktion zu bringen. Für die Polizei, ihre Schlagstöcke und die Kriminalisierung haben wir nur Verachtung übrige: wir wissen, dass ihr für die Konzerninteressen dasteht und für nichts anderes!
Am Sonntag ging es weiter mit der Großdemo gegen die IAA, die von den Aktionsbündnissen, Klimaorganisationen und anderen gemeinsam organisiert wurde. Diesmal war die Demo also kein Produkt einer NGO, sondern selbstorganisiert von Menschen aus den Bewegungen. Mindestens 3200 Menschen kamen zusammen und protestierten trotz brennender Sonne durch Schwabing bis zum Karolienplatz. Mehrere hundert Antikapitalists:innen versammelten sich im bunten Smash-IAA-Block, der von Anfang an Stimmung machte und lautstark deutlich machte, was wir von der IAA und dem Autokapital halten!
Los geht's! #smashiaa pic.twitter.com/lYZr9SRh65
— Smash IAA (@smashiaa) September 10, 2023
Während der Demo gab es eine Aktion die wie die Blockade am Tag zuvor auf Rüstungsgeschäfte und internationale Solidarität Bezug nahm: gleichzeitig wurde Rauch in Rot-grün-gelb (den Farben Kudistans) gezündet, die verbotenen Fahnen der Organisationen PKK und KCK gezeigt und Banner die auf die Geschäfte Mercedes-Benz mit Erdogan hinweist sowie die Forderungen “Freiheit für Kurdistan!” und “Gasmasken für die Guerilla!” hochgehalten.
Daimler & Co. 🤝 Türkischer Terrorstaat – Solidarität mit #Rojava pic.twitter.com/mmjYaDcIqQ
— Smash IAA (@smashiaa) September 10, 2023
Später wurden von großen Schildern Papier mit den Gesichtern der Eigentümer der Automobilkonzerne runtergerissen, so dass in großen Buchstaben “ENTEIGNEN!” zu lesen war. Eine klare Botschaft, dass wir wissen, wer unser Feind ist: es sind weder die Konsument:innen noch die Arbeitenden in der Autoindustrie, sondern die Kapitalist:innen, die durch Ausbeutung und den Verkauf klimaschädlicher und tödlicher Produkte Milliardenprofite einfahren.
Nach der stimmungsvollen Endkundgebung ließen wir uns die Schikanen der Polizei nicht gefallen und nahmen uns nochmal als große Masse die Straße auf dem Weg zur U-Bahn. Auch auf dem Weg zurück zum Camp wurde ordentlich Stimmung gemacht, und viele neu gedichtete Lieder gesungen, zum Beispiel: “Da simmer dabei, für das Klima, gegen die IAA! Wir gehen auf die Straße und auch in die Fabrik, denn Klassenkampf ist unsere Klimapolitik!”
Auf dem Mobilitätswende-Camp gab es schon die ganze Woche lang spannende Vorträge und Diskussionen und außerdem eine super Infrastruktur und gemütliche Stimmung nicht nur im revolutionären Barrio und im SmashIAA-Zelt. Ein inhaltlicher Höhepunkt war die von SmashIAA organisierte Podiumsdiskussion im komplett überfüllten Zirkuszelt zum Thema “Welche Strategie in der Klimabewegung?”, an der die bundesweiten Organisationen Letzte Generation, ..ums Ganze, Perspektive Kommunismus teilnahmen sowie eine Vertreter:in von FFF Frankfurt. Danke an dieser Stelle für die spannende Diskussion, bei dem verschiedene Ansätze klar wurden und es auch durchaus kontrovers wurde! Wir hoffen die Debatte in der gemeinsamen Praxis weiterführen zu können!
Wir sind total überwältigt von der ganzen Woche und können hier nur einen Ausschnitt wiedergeben, von allem was passiert ist. Danke an die hunderten Menschen, die angereist sind und sich an unseren Aktionen, der Demo und dem Camp-Leben beteiligt haben.
Checkt auch unseren Pressespiegel und die Seiten der anderen Aktionsbündnisse und des Mobilitätswendecamps. Auch werden wir demnächst noch viele schöne Bilder nachliefern, also schaut vorbei!